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Referentinnen & Referenten

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Roland Reichenbach

"Kultur und Unkultur der kaschierten Dominanz"

Subtile bzw. subtilisierte Machtverhältnisse gehören zur zeitgenössischen Kommunikations- und Interaktionskultur. Sie mögen als unaufrichtig kritisiert werden. Sicher sind sie nicht weniger kraftvoll, wirksam oder einengend als offene Machtverhältnisse. Doch Macht unterscheidet sich fundamental von Gewalt; Gewalt entstammt aus Ohnmachtsgefühlen, nicht aus Allmachtsphantasien. Es gibt positive Mächte, ohne die menschliches Zusammenleben unmöglich wäre: Die Macht des Verzeihens, des Versprechens und auch des Belohnens ...

 

Roland Reichenbach, Prof. Dr., Jg. 1962,, ist seit 2013 Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Universität Zürich. Nach dem Lehrer:innenseminar Studium der Klinischen Psychologie und Philosophischen Ethik an der Universität Fribourg. Mehrjährige Forschungsaufenthalte und Professuren führten ihn nach Palo Alto (1992-1993), Montréal (1997-1999), Münster (2002-2008) und Basel (2008-2012). Seine Interessensschwerpunkte betreffen Fragen der Bildungsphilosophie, der Pädagogischen Ethik und Politischen Bildung. Neuste Buchpublikationen: Die Pädagogik der Privilegierten (2025), Krise der Imagination. Zum Verlust von Urteilskraft und Gemeinsinn (2025).

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Giuseppe Gracia

Der Weg des Körpers als Weg des Geistes - Jenseits von Macht und Ohnmacht

Karate, zu Deutsch „leere Hand“ wurde in Japan entwickelt, im Ryukyu-Königreich, das heute Okinawa genannt wird. Karate wurde aus chinesischen Lehren entwickelt und in Japan perfektioniert. Im Westen als Selbstverteidigung oder Kampfsport bezeichnet, handelt es sich eigentlich um eine buddhistisch geprägte Kriegskunst. Was kann uns diese Kunst im 21. Jahrhundert lehren? Passt Karate in die westlichen Kategorie von Macht und Ohnmacht, Krieg und Frieden?

 

Giuseppe Gracia (1967) ist ein Schweizer Schriftsteller und Kommunikationsberater. Er ist Autor von 11 Büchern und schreibt für das Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ).  Er moderiert die Wochensendung «Menschenbilder» des Internetradios «Kontrafunk» und praktiziert das aus Japan stammende «Kyokushin Karate», bei dem im Vollkontakt gekämpft wird.

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Katrin Meyer

Relationalität und Vulnerabilität. Der Machtbegriff aus feministischer Perspektive 

 

Macht gilt gemeinhin als Fähigkeit eines Individuums, das Handeln von Menschen zu kontrollieren und seine Souveränität und Unabhängigkeit zu behaupten. In meinem Vortrag entwickle ich ein alternatives Verständnis von Macht, das von der Relationalität und Vulnerabilität aller Menschen ausgeht und diese als sinnstiftend anerkennt. Dabei stellt sich die Frage, welches Potential dieses Machtverständnis für eine feministische Politik haben kann.

Katrin Meyer ist Titularprofessorin für Philosophie an der Universität Basel und lehrt Gender Studies an der Universität Zürich. Neben ihren Arbeiten zu Nietzsche und den Gewalt- und Machttheorien von Hannah Arendt und Michel Foucault beschäftigt sie sich heute schwerpunktmässig mit Themen aus dem Bereich der feministischen politischen Philosophie, insbesondere zu Demokratie, Sorge und Sicherheit, sowie mit Theorien der Intersektionalität. Ihre jüngsten Publikationen sind: «Revisioning Democracy and Women’ Suffrage: Critical Feminist Interventions, ed. by Katrin Meyer, Stephanie Pfenninger Tuchschmid und Yunna Skliarova, Zürich: Seismo 2024; Theorien der Intersektionalität zur Einführung, 2. Erg. Aufl., Hamburg: Junius 2023.

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Dana Sindermann

Zwischen Freiheit und Unterwerfung 

Können wir je frei sein, ohne uns zu unterwerfen?

 

Der Neugeborene wird in die Welt geworfen und augenblicklich unterworfen: Die Ordnung des Geburtssaals wirkt auf ihn ein, bevor er seinen ersten Atemzug tut. Die Macht der Sprache erfasst ihn, bevor er selbst einen Laut von sich geben kann. Eine Buchstabenfolge, die sein Name sein soll, wird ihm lebenslänglich eingeschrieben.

Der Mensch ist unterworfen noch bevor er das Licht der Welt erblickt. Und er wird es sein Leben lang bleiben – sagen einflussreiche Philosophen wie Michel Foucault. Aber was bedeutet Unterwerfung? Ist eine Befreiung aus den unterwerfenden Mächten möglich, wie und inwieweit kann diese Befreiung gelingen? Wo öffnet sich der Raum der Freiheit, liegt er in der Unterwerfung oder hinter ihr? 

Dana Sindermann leitet an der Paulus Akademie Zürich das Ressort Wirtschafts- und Sozialethik und unterrichtet an der Universität St.Gallen Philosophie. Sie studierte Philosophie, Musik und Medien in Köln und Berlin und doktorierte am Institut für Wirtschaftsethik der Universität St.Gallen. Ihre Dissertation «Sinn und Anerkennung von Arbeit» (Campus Verlag, 2021) wurde mit dem Ambros Lüthi Preis der Universität Fribourg ausgezeichnet.

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Mihir Sharma

Gegen/Macht 

Ich lebe in Berlin, wo sich Tausende von Menschen an politischen Aktivitäten, Initiativen, Kollektiven und Interventionen beteiligen. Doch unter den Linken gibt es ein fast lähmendes Gefühl der Niederlage mit dem langsamen Untergang der parlamentarischen Linken. Die Aussage: "Wir sind kritisch gegenüber der Macht, wollen aber nicht an der Macht sein", ist ein Beispiel für eine dominante Tendenz und ein Gefühl. Dies ist der Startpunkt für meine Intervention: Was versuchen diejenigen, die die Macht als solche und ihren Missbrauch und ihre Umstrukturierungen kritisieren, dagegen zu tun? 

Angelehnt an David Graebers Konzept der Gegenmacht und Doppelmacht, Vincent Bevins' scharfer Kritik der letzten zehn Jahre weltweiter Aufstände und der feministischen Praxis der Gegenmacht in Lateinamerika wird mein Vortrag die Widersprüche im Herzen des Gefühls dieser Ohnmacht, die Bestrebungen, die vor und gegen diese Art von Gefühl mobilisieren, und die Folgen verschiedener Arten von Bestrebungen und Strategien in zeitgenössischen linken sozialen Bewegungen ansprechen.

Dr. Mihir Sharma ist Anthropologe und forscht und lehrt an der Universität Bremen. Er schreibt zurzeit ein Buch zur Black Lives Matter Bewegung und eine Anthologie zum Aktivismusbegriff. Er lebt in Berlin, wo er als freier Journalist und politischer Kurator tätig ist. Er ist unter www.mihiress.com digital erreichbar.

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Guido Fluri

Jeannette Fischer im Gespräch mit Guido Fluri über die Facetten der Ohnmacht

und den Wegen, die Macht, bzw. die Eigenmächtigkeit wieder zu erlangen.

Guido Fluri ist ein Schweizer Unternehmer und Philanthrop. Mit seiner Stiftung engagiert er sich gesellschaftlich und politisch in den Bereichen Hirntumore, Gewalt an Kindern und Leben mit Schizophrenie. 2018 erhielt Guido Fluri die Ehrendoktorwürde der theologischen Fakultät der Universität Luzern in Anerkennung für die von ihm lancierte Wiedergutmachungsinitiative für Heim- und Verdingkinder. Heute setzt er sich mit der «Justice Initiative» in ganz Europa für die konsequente Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in staatlichen und kirchlichen Organisationen ein. Die verschiedenen Stiftungsprojekte werden durch seine unternehmerischen Aktivitäten finanziert. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

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Regula Zweifel

Mächtig und souverän? Die herrschenden Äbtissinnen des Fraumünsters in Zürich

Mächtig ist, wer über Kapital verfügt und privilegierten Zugang zum Recht hat. Das ist heute so und das war im Mittelalter auch schon so. Die Äbtissinnen des Fraumünsters in Zürich waren mächtig. Sie verfügten über Güter und hatten einen privilegierten Zugang zum Recht. Interessant ist, wer sie legitimierte und wie sie als Benediktinerinnen Macht ausübten. 

Regula Zweifel ist Historikerin und erforscht heute die Herrschaftspraxis der Äbtissinnen des Fraumünsters in Zürich im Zeitraum 853-1524. Beruflich war sie Stellvertretende Direktorin der Schweizerischen Nationalmuseen. Anschliessend gründete sie die Firma cultureimpulse AG in welcher sie Konzepte für Ausstellungen und Publikationen erstellte und Strategien für institutionelle Jubiläen entwarf.  

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Pater Martin Werlen

„Bei euch aber soll es nicht so sein!“ (Mk 10,43)

Ein bescheidener Versuch, mit Jesus auf MOA zu schauen

 

Macht, Ohnmacht und Allmacht bestimmen das Weltgeschehen im Grossen und im Kleinen. Es gibt ein unerhörtes Wort Jesu dazu, das an Klarheit nicht zu überbieten ist: „Bei euch aber soll es nicht so sein!“ (Mk 10,43). Es ist unerhört, weil es uns ganz gehörig herausfordert, aber auch, weil es selbst in seinem Freundeskreis bis jetzt kaum gehört wurde. Das Symposium MOA ist der geeignete Ort, das Unerhörte zu wagen.


P. Martin Werlen ist Mönch des Benediktinerklosters Einsiedeln. Er hat Philosophie, Theologie und Psychologie studiert. Von 2001 bis 2013 war er Abt. Seit 2020 leitet er die Propstei St. Gerold im Grossen Walsertal, die zum Kloster Einsiedeln gehört. P. Martin Werlen hat mehrere Bücher geschrieben, die weit über die Kirchengrenzen hinaus zu Bestsellern wurden. Er ist ein gern gehörter Referent in kirchlichen und weltlichen Kreisen. Geschätzt wird seine immer wieder überraschende Weise, wie er anstehende Fragen angeht. 

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Friederike Altmann

Materialien der Resilienz. Künstlerische Projektionen zum Opfer-Täter-Verhältnis       innerhalb institutionalisierter Gewalt    

Von 2015- 2023 arbeitete ich als Künstlerin auf/mit dem Gelände des ehemaligen Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück. Die dabei entstandenen Arbeiten schlagen materielle und emotionale Korrespondenzen mit dem Schicksalen der einst hier inhaftierten Frauen vor. Mithilfe historischer Quellen, mündlicher Überlieferungen und gezielter Konfrontation mit den haptischen Zeugnissen der Gewalt begann ich, die Selbstermächtigung der Insassinnen zu verstehen. 

In letzter Konsequenz führte mich mein Weg zur Rolle der Täter*innen. Dieses Thema verlangt mir mehr intellektuelle, ästhetische und psychologische Sorgfalt ab, als der bisherige, von Empathie und Identifikation bestimmte Zugang. Unsere kollektiven moralischen Vereinbarungen über Böse und Gut enthalten polarisierte Zuordnungen von Macht und Ohnmacht. Diese begannen in den Ravensbrücker Gewaltkontexten zu verschwimmen. Ich versuche, angstfrei in solche Grauzonen vorzustoßen, Ambivalenzen auszuhalten und schließlich künstlerische Formen zu finden, die diesen Prozess verantwortungsvoll spiegeln – gleichsam den Arendtschen Blick auf die “Banaliät des Bösen” um die "Komplexität des Bösen" zu erweitern. Als bildende Künstlerin kann ich auf sprachliche Formulierungen verzichten, und über situative, haptische, atmosphärische Einfühlung operieren. Aktuell arbeite ich an einem Projekt zum ehemaligen Konzentrationslager Sachsenburg, wo sich eine Ausbildungsstätte für Wachmannschaften befand. Hier wurde Täter*innenschaft “einstudiert” und das Regelwerk der Erniedrigung festgelegt. Ich stelle mich diesen theoretischen und praktischen Deformationen stets auch im Bewusstsein unserer fragilen Gegenwart.

Friederike Altmann  lebt und arbeitet in Dresden. 

1993–98 Studium Malerei/ Grafik an der Hochschule der Bildenden Künste Dresden 

1993-95 Meisterklasse Schwabenakademie Irsee

2002–04 Aufbaustudium Kunsttherapie 

2005 Konzeption/ Gründung des Kunstraums am Förderzentrum Sprache Dresden, seitdem Leiterin Ausstellungen

 

Viele Ausstellungen bis dato: f-altmann.art 

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